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Quicksand of the Californian desert
An essay by Adi Hoesle, March, 2010

What is striking is the incredible coloration of the photographs, a phenomenon, which does not seem to conform to the high-tech and high-gloss perfection of contemporary photography. There are muted and pale colors, diffuse light, perhaps overexposed, blurred in the wide shot, sharp in detail. Close-ups alternate with landscapes; brightly colored portraits from pop culture alongside unknown persons in half relief stand next to self-portraits of the artist, nudes alongside cowboys. Horses are swallowed up in the vast expanses of America, and as if this were not enough to create uncertainty in the viewer, a man places a pistol against the head of the artist herself. Everything seems to be in flux, not only the fixed motifs on the photographs, but also the sheer number of the exhibited photographs, hung as series; various sizes are only partially perceived as floods of images. The eyes begin to accommodate, attempt to focus, strive to achieve a fixed view, and thereby unleash nothing other than dizziness. Is the artist here attempting to seduce the viewer? Does she induce psychedelic borderline experiences? Or is this a dream world, a sort of self-portrait of the artist into which the viewer is enticed and kidnapped? The images begin to move, and the border between picture and film disappears.

It is the instant of specialness. Stefanie Schneider plays with the media of film and image; she performs a dance, rock ‘n’ roll in the desert! She causes the dream images to come alive and thereby conducts the supposed security of the real onto the quicksand of the Californian desert. The naked red-haired woman, the pink Cadillac or the vastness of the desert are used here as the American dream, the longing for happiness and unlimited possibilities of self-realization. Where would one be nearer to this than in permanently warm California, where nearer than in the dream factory of Hollywood? The film: the way of life as the world of Platonic ideas?

Whoever believes him- or herself thereby to have “seen through” the art of Stefanie

Schneider will learn better upon attempting to explain the strange streakiness, blotches of color, and dark forms at the corner of a photograph. How are the scratches, dissolved colors and empty spots in the photograph to be explained in terms of visual design?

It is the subtlety of Stefanie Schneider which here radically disrupts the supposed dream world, the omnipotence of human existence. It is the utilized material itself, which puts to question our transience, human existence itself. The Polaroid films which she uses have already become damaged; they have gone past their expiration date; they are in a state of physical decomposition, caught in their own passing away?just as we ourselves in our earthly existence have only a limited “shelf life.” Our life is limited, Stefanie Schneider wishes to tell us, but it is nonetheless a beautiful dream!

In this inspired cooperation, motif and material extend a dynamic arc between being and non-being upon the stage of life.

Is it a dream, a film, or “only” reality?

This is the special and avant-gardist element in the artistic work of Stefanie Schneider.

In numerous exhibitions throughout the world, Stefanie Schneider has earned respect for her artistic work. Her films are a consistent and logical continuation of her manner of treating images, and they possess an even deeper emotional presence and quality.

Where could this work better be continued and further developed than in the vast expanses of the Californian desert, as the sensual dream, which we all live?

TRANSLATION by George Frederik Takis

Treibsand in der kalifornischen Wüste
Ein Essay von Adi Hoesle, März, 2010

Was aber ist das besondere und was das avantgardistische Moment in Stefanie Schneider’s Arbeit? Auffallend ist die unglaubliche Farbgebung der Photos, die so gar nicht in die perfekte Hightech- und Hochglanzphotografie der zeitgenössischen Photographie zu passen scheint. Eher gedämpfte blasse Farben, das Licht diffus, vielleicht überbelichtet, unscharf in der Totalen, scharf im Detail. Closeup Aufnahmen wechseln sich ab mit Landschaftsmomenten, grellbunten Porträts aus der Popkultur neben Unbekannten im Halbrelief stehen Selbstporträts der Künstlerin gegenüber, Akte neben Cowboys, Pferde verlieren sich in den Weiten Amerikas und so als würde dies noch nicht für genügend Verunsicherung des Rezipienten genügen, drückt ein Mann eine Pistole an den Kopf der Künstlerin selbst. Alles scheint in Bewegung zu sein, nicht nur die fixierten Motive auf den Photos, sondern auch die Menge der ausgestellten Photos, gehängt als Serien, verschiedenste Grössen werden als Bilderfluten nur noch teilweise wahrgenommen. Das Auge beginnt zu akkomodieren, versucht sich zu fokusieren, zu fixieren und löst damit geradezu Schwindel  aus. Versucht die Künstlerin hier den Rezipienten zu verführen? Löst sie psychedelische Grenzerfahrungen aus? Oder ist es die Traumwelt, eine Art Selfportrait der Künstlerin, in die der Betrachter verführt und entführt wird?

Die Bilder beginnen sich zu bewegen und die Grenze zwischen Bild und Film verschwindet. Es ist der Moment des Besonderen. Schneider spielt mit den Medien Film und Bild, sie vollführt einen Tanz, Rockn` Roll in der Wüste! Lässt die Traum-Bilder lebendig werden und führt die so vermeintliche Sicherheit des Realen auf den Treibsand der kalifornischen Wüste. Die nackte Rothaarige, der pinkfarbene Cadillac oder die Weite der Wüste werden hier als der amerikanische Traum, die Sehnsucht nach Glück und nach unbegrenzten Möglichkeiten der Selbstverwirklichung benutzt. Wo wäre man dies allem näher als im immer warmen Kalifornien, wo näher als in der Traumfabrik Hollywoods! Der Film: The way of life als die platon`sche Ideenwelt?

 

Wer nun glaubt, damit die Kunst Stefanie Schneider „durchschaut“ zu haben, wird dann eines besseren belehrt, wenn er die seltsamen Schlieren, Farbflecken, dunkle Formen am Eck eines Photos versucht, zu ergründen. Wie sind die Kratzspuren, Farbauflösungen, wie die Leerstellen im Photo bildgestalterisch einzuordnen?

 

Es ist die Raffinesse Stefanie Schneiders, die hier die vermeintliche Traumwelt, die Allmächtigkeit des menschlichen Daseins radikal bricht. Das verwendete Material selbst ist es, das uns unsere Vergänglichkeit, die menschliche Existenz in Frage stellt. Die verwendeten Polaroid Filme sind bereits abgelaufen, sie haben ihr Haltbarkeitsdatum überschritten, sie befinden sich im Zustand des physikalischen Rückbau, in ihrem eigenen Ableben. So wie auch wir in unserem irdischen Dasein nur eine begrenzte „Haltbarkeit“ haben. Unser Leben ist begrenzt, will Schneider uns damit sagen, aber es ist trotz alledem ein schöner Traum!!

 

Motiv und Material vollführen in dieser genialistischen Kooperation den Spannungsbogen zwischen Sein und Nichtsein auf der Bühne des Lebens. Ist es ein Traum, ein Film oder „nur“ die Wirklichkeit? Das ist das besondere und Avantgardistische in der künstlerischen Arbeit Stefanie Schneiders.

 

Auf unzähligen Ausstellungen weltweit hat Stefanie Schneider mit ihrer künstlerischen Arbeit für Aufsehen gesorgt. Ihre Filme sind eine konsequente und logische Fortsetzung der Bildverarbeitung und weisen eine noch emotionalere Präsenz und Qualität auf.

Wo könnte diese Arbeit qualitativer fortgeführt und weiter-entwickelt werden als in den Weiten der kalifornischen Wüste als sinnlicher Traum, den wir alle leben?